Highlights im Unterwallis 6. – 10.09.2021

Migg und Barbara haben diese Wanderwoche vor Ort rekognosziert und bis in alle Details vorbereitet. Ausser für die Hin- und Rückreise mussten wir uns um keine Billette kümmern und konnten einfach überall ein- und aussteigen. Wir logierten sehr komfortabel im Hotel «Du Rhone» am Place du Midi in Sion; wir waren angenehm überrascht ob dem reichhaltigen Frühstücksbuffet und den köstlichen Dreigang-Menus am Abend; für die Gefrässigen immer mit Supplément. Auch unsere Vegetarierin war mit ihrer Kost sehr zufrieden.

Wir waren 19 Teilnehmer-Innen; zwei mussten kurzfristig absagen.

 

Montag: Anreise

Ab St. Gallen bis Sion geniessen wir die reservierten Wagenabteile, umsteigen nur in Zürich und Visp. Ein Bus fährt uns vom Bahnhof zum Hotel, wo wir das Gepäck deponieren. Mit einem anderen Bus fahren wir nach Signèse auf der südexponierten Hanglage des Rhonetals. Picknick aus dem Rucksack. Die Sonne brennt unbarmherzig auf uns nieder und alle suchen den Schatten. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf: die ‘Schnellen’ unter Führung von Eugen, die ‘Gemütlichen’ mit Migg. Wir wandern praktisch horizontal entlang der Bisse de Clavau immer mit schönem Blick über die Reben ins Rhonetal; wir staunen ob der teils riesigen Trockensteinmauern und fragen uns, welche ‘Sklaven’ diese bauen mussten. Es sind die Bauern und Winzer selber die sie vor hunderten von Jahren aufschichteten; sie hatten Zeit und litten noch nicht unter der ‘Massenmedienkrankheit’ wie wir. Geplant war der Aufstieg zu den Schlössern Valère und Tourbillon, doch die Hitze hat uns so sehr ermattet, dass wir einen kühlen Drink in einer schattigen Strassenbeiz vorziehen. Um 16 Uhr zeigt ein Thermometer 28 Grad am Schatten.

 

Dienstag: Derborence

1714 und 1749 ereigneten sich dort zwei riesige Felsstürze mit Toten und verschütteten Alphütten. Weil man glaubte, dies sei Teufels Werk, nannte man das Gebirge von dem der Felssturz ausging «Les Diablerets». Auf der spektakulärsten Postautostrecke der Schweiz – weil teils äusserst enge Strasse und seitlich mehrere hundert Meter abfallend – fahren wir nach Derborence. Wir staunen wie Leute so im «Gaggo ussä» wohnen. Der Lac de Derborence mit Umgebung ist heute ein Naturschutzgebiet, die Felsbergwelt rundum ist imposant. Der Aufstieg 600 Hm zum Pas de Cheville 2037m fordert uns erstmals richtig. Abstieg via Anzeinde – hastiger Kaffeehalt – nach Solalex. Das Postauto fährt uns nach La Barboleuse, weiter mit Zahnradtram nach Bex, immer mit schönem Blick übers Rhonetal und die entfernten Berge. Rückfahrt im Zug nach Sion; viele Apfelplantagen im flachen Rhonetal.

 

Mittwoch: Bisse du Ro

Wolkenloser Himmel. Extrabus ohne Halt und Umsteigen über Anzère auf die Barrage de Tseuzier. Herrlicher Blick über den Stausee Lac de Tseuzier zum Rawilpass. Leichter Aufstieg zur Alp Mondralèche und Abstieg zur Ancien Bisse du Ro, respektive was davon noch übriggeblieben ist. Nachdem die Bissen zur Bewässerung nicht mehr gebraucht und unterhalten wurden, sind sie von herunter gefallenen Schiefersteinen verschüttet. Das sehen wir besonders gut von der zwei Jahre alten Stahlhängebrücke aus. Der frühere Weg im Bogen unter der senkrechten Felswand ist nicht mehr passierbar. Allmählich folgen intakte Suonen, die Wasser führen, teils am senkrechten Felsen angebaut mit Holzlattenweg und Geländer. Wir sehen in den Abgrund und hoffen, dass alles hält. Gedenktafeln und Kreuze erinnern an die zu Tode gestürzten Arbeiter. Heute werden die Suonen und ihre Wege als Touristenattraktion unterhalten. Wir begegnen denn auch vielen Wanderern. Immer wieder fällt der Blick zurück zur Staumauer und den Bergen. Crans gefällt uns nicht, es herrscht eine wilde Bauerei; im Staub von fahrenden Lastwagen müssen wir eine Grossbaustelle queren. Die meisten Ferienhäuser sind unbewohnt, die Rollläden geschlossen.

Zurück im Hotel geniessen wir das Nachtessen bei starkem Wind vor dem Haus.

 

Donnerstag: Cabane de Moiry

Frühstück schon um 6:30 Uhr. Der Bahnersatzbus um 7:46 Uhr kommt nicht, er steht im km-langen Stau, den wir sehen als wir mit viel Verspätung durch alle Käffli nach Sierre fahren. Dank Zeitreserve starten wir rechtzeitig im Postauto ins Val d’Anniviers, durch Grimentz zum Stausee Lac de Moiry und Dank Migg’s Organisation bis zum Seeende. Der Aufstieg von 520 Hm zur Cabane CAS de Moiry 2825 m wird zunehmend steiler, kurze Kettenpartie. Viele von uns merken, dass wir älter geworden und teils fast am Limit sind. Von der Terrasse der modernen SAC Hütte schweift der Blick über den Glacier de Moiry zu den Berggipfeln dahinter. Der Abstieg ist fast ebenso herausfordernd, vor allem für die Beingelenke. Bei der Rückfahrt legen wir einen Halt ein zur Besichtigung des historischen Dorfkerns von Grimentz mit schönen alten Walliser Holzhäusern, Geranien geschmückt. Letztes Nachtessen: Fondue Bachus. Das ist die Zubereitung von Fleischstücken und Gemüse in siedender Bouillon mit Rotwein, einfach lecker.

 

Freitag: Chemin du Vignoble

Walliser Weinwanderweg: Von Saillon wandern wir gemütlich über Leytron, links und rechts gespritzte Trauben. Trotz Abkürzungen können wir ‘die Schnellen’ nicht einholen. Täglich zwischen Reben zu wandern oder zu spazieren wäre wohl zu eintönig.

Mit mehr als 5’000 ha Reben entspricht das Wallis rund einem Drittel der Schweizer Rebfläche. Wir fragen uns, wo all der Walliser Wein getrunken wird? In Chamoson sitzen wir vor einem Kaffee und haben es uuu-luschtig. Wegen Zeitdruck nehmen wir schon kurz vor Ardon das Postauto zurück. Wie geplant treten wir um 15:25 die Heimreise an. Zugverspätungen bewirken eine Ankunft in St. Gallen vor 20 Uhr statt um 19.02.

 

Barbara und Migg sei nochmals für die hervorragende Organisation dieser schönen Woche im Unterwallis und die gute Leitung durch Migg herzlich gedankt. Wir bedauern, dass dies die letzte von Migg geleitete Tourenwoche im SAC gewesen ist.

 

Text: Othmar Baumann

Fotos: Doris und Migg