Unsere SAC- Hochtourengruppe vom 10. August bis 14. August hat sich aus sieben Teilnehmern mit sehr unterschiedlichen Vorkenntnissen und Erfahrungen zusammengesetzt. Komplettiert wurden wir durch Lukas, unseren begleitenden Bergführer.
Sebastian, Sandra und Karl sind mit Lukas direkt mit einem Ruhetag von Ihrer vorherigen Domtour zum Treffpunkt in Saas Almagell Dorfplatz gekommen. Sie waren mit ihrer langen und ausdauernden Tour bereits eingelaufen und akklimatisiert. Für den anderen Teil mit René, Werner, Toni und Alexander begannen die Hochtourentage am vereinbarten Treffpunkt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, die meisten von uns kannten sich vom Besuch des Fels- und Schneekurses, ging es auf dem Wanderweg in Richtung Tagesziel.
Mit einem Zwischenhalt im Berghotel Almagelleralp und zurückgelegten 1’200 Höhenmeter hatten wir die Almagellerhütte problemlos erreicht. Nach der Anmeldung und dem Bezug der Schlafstätte konnten wir die einzigartige Abendstimmung aus Wolken und Sonnenspiel von der Terrasse aus bestaunen. Nach dem Nachtessen hielten wir die traditionelle Lagebesprechung ab. Die aktuelle Gefahrenbeurteilung liess die geplante Weissmies Überschreitung und die Alternative über den Rotgrat nicht zu. So kam für uns nur die Normalroute über den Zwischbergenpass und wieder zurück in Frage. Mit diesem Entschluss und einer «letzten Runde» endete der erste Tag.
Am nächsten Morgen gegen 4:30h ging es in 4 Zweierseilschaften endlich los. Wir konnten einen wunderschönen fast wolkenfreien Sonnenaufgang kurz nach dem Zwischenbergpass beobachten. Bis zum oberen Bereich waren die Aufstiegsbedingungen sehr gut. Ein kalter und kräftiger Wind erwartete uns dort bis zur Gipfelkappe, welche aufgrund der dramatischen Schmelze nur noch aus spaltendurchzogenem Blankeis bestand. Gegen 8:30 machten wir unser Gipfelfoto und René seinen ersten 4000-er. Herzliche Gratulation!
Nach gut 7 Stunden war unsere Tour mit der Ankunft in der Hütte beendet. Wir gönnten uns eine üppige Mahlzeit (Rösti mit allem und Café mit Kuchen) mit ausreichenden Getränken und genossen entspannt und zufrieden die restliche Zeit bis zum Abend.
Für den dritten Tag haben wir uns für die “Dri Hörnli” Überschreitung entschieden. Dieser fantastische Felsgrat ist in wenigen Minuten von der Hütte erreichbar. Er bietet Schwierigkeiten zwischen 2. bis 3. Grad mit wenigen 4er Zügen in einer unvergleichbaren Viertausenderumgebung.
Sandra wollte einen Ruhetag einlegen und ist bereits vor uns Richtung Weissmieshütte aufgebrochen. Wir anderen verteilten uns auf 3 Seilschaften, wobei die 3er Seilschaft das Ende unserer “Kette” bildete. So unterwegs benötigten wir weit mehr Zeit als ursprünglich vorgesehen. Für einen kurzen Moment kam, da unser Tagesziel noch mit 5h Fussmarsch veranschlagt war, der Gedanke auf, die Überschreitung aus zeitlichen Gründen abzukürzen. Die Idee wurde schnell verworfen, da der Zeitgewinn minim ausgefallen wäre. Mit der letzten Seillänge erreichten wir glücklich und äusserst zufrieden gegen 13.00 Uhr den Höhepunkt. Sogleich ging es zurück zur Hütte und nach einer kurzen Stärkung ging es für uns “Kletterer” weiter zum geplanten Tagesziel, die Weissmieshütte.
Unser Weg führte uns über den Höhenweg mit seinem prachtvollen Panoramablick auf die gegenüberliegenden Viertausender. Zügig unterwegs mobilisierten wir die letzten Kräfte für den Aufstieg von Kreuzboden zur Weissmieshütte. Nach gut 5 Stunden und 9 km erreichten wir am späten Nachmittag unser Tagesziel, wo uns Sandra herzlich empfangen hat.
Nach dem Bezug unseres “eigenen” Schlafraumes im Dachgeschoss des Nebengebäudes war die Zeit für das Nachtessen gekommen. Ein feines Abendmenü wartete auf uns und der Hunger war so gross, dass wir reichlich Nachschlag “Für 10” bestellen konnten. Was für ein Luxus!
Für den vierten Tag stand das Programm schnell fest. Die Überschreitung des Lagginhorn via Fletschhorn Westflanke. Die Bedingungen für die Gletscherpassagen waren nach Rückmeldung von Roberto, dem Hüttenwart der Weissmieshütte, dafür gut. Leider hatte Sebastian schon am Vorabend signalisiert, dass er wegen aufkommender Kniebeschwerden beim Bergablaufen nicht an der Tour teilnehmen kann.
Die Überschreitungstour begann gegen 4:30 Uhr mit dem Weg zur linken Moräne des mit Geröll beladenen Tälligletscher. Der starke Gletscherrückzug zwang uns zur Alternativroute 3a mit einem kurzen und steilen Aufstieg zum Grat. Anschliessend durchquerten wir den mit zum Teil sehr tiefen Spalten durchsetzen Grüebugletschers, was für viele von uns mit einer echten Mutprobe verbunden war.
Mit reichlich Seitenwind erreichten wir gegen 9:30 unsere erste Tagesetappe, das Gipfelkreuz Fletschhorn. Nach einer kurzen Rast- und Verschnaufpause ging es 300 Höhenmeter und einer Spaltenüberquerung bergab zum Fletschjoch. Von dort stand uns der imposante Aufstieg zum Lagginhorn bevor. Die lange Kletterei auf dem Felskamm hat uns einiges an Konzentration und Ausdauer abverlangt. Nach Lukas “Bedingungen wie auf dem Matterhorn…”.
Glücklich und bereits etwas müde haben wir auch diesen Gipfel erreicht. Belohnt mit einer Zwischenverpflegung und einem ganz besonderen Gipfelfoto ging es zurück zum Ausgangspunkt unserer Tagestour. Der Abstieg zur Weissmieshütte stellte unsere letzte Tagesherausforderung dar. Beinahe endlose 1200 Höhenmeter bergab, die jeder nach seinem Tempo gemeistert hat.
Erschöpft und hungrig in der Hütte angekommen wurden wir von Sebastian mit bereits bestellten Getränken verwöhnt. Dazu gab es sehr feine Nachmittags-Rösti. Nach dieser ausgiebigen Stärkung war es Zeit für eine kurze Ruhepause bis zum Nachtessen. Auch am 2. Tage hatte die Hüttenküche wieder gezaubert und ein “Nachschlag” wurde uns auch diesmal wieder gewährt. Der gesellige Abend wurde von Robertos Hüttengeschichten abgerundet.
Wegen der langen Rückreise in die Ostschweiz wollten wir am Sonntag möglichst zeitig starten. Frühstück pünktlich um 7.00 und anschliessend mit der Bahn zurück nach Saas Grund via Mittelstation Kreuzboden. Von dort aus sind wir in 2 Gruppen nach Stalden aufgebrochen, wo wir uns zu einem letzten gemeinsamen Café im Bahnhofbistro getroffen haben. Alle waren sich einig. Es waren einmalige und erlebnisreiche Hochtourentage. Gemeinsam hatte wir viel Spass und Freude – “es traumgrüppli”.
Der besondere Dank geht an unseren Tourenleiter Karl, der sich stets für das Wohlbefinden der Teilnehmer einsetzte. Sein unermüdlicher Einsatz, die Hochtouren zu organisieren und erlebbar zu machen, ist einzigartig.
Zum Schluss möchten wir unseren Bergführer für seine humorvolle, offene und jungendhafte Art danken. Ohne seine Weitsicht und Erfahrung wären wir nie so weit gegangen. Ganz herzlichen Dank, Lukas.
Bericht: Alexander Knorn
Bilder: Alexander Knorn, René Kurt, Werner Meier, Toni Isenring